Lichtdruck
Als Königin der Drucktechniken gilt der Lichtdruck — ein Flachdruckverfahren, das heute nur wenig bekannt und äußerst selten ist. Das Museum für Druckkunst in Leipzig ist einer der wenigen Orte weltweit, an denen das einzigartige Druckverfahren noch ausgeübt und erlebt werden kann.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Lichtdruck im Zuge der Erfindung der Fotografie entwickelt. Der Münchener Hoffotograf Joseph Albert brachte dieses Druckverfahren nach 1855 zur industriellen Reife. Hauptsächlich wurde der Lichtdruck für professionelle Reproduktionszwecke genutzt. Dies geschah aus gutem Grund, denn das Druckverfahren ermöglicht die Herstellung von Faksimiles, die ihrer Vorlage täuschend ähnlich sehen. Selbst Experten haben Probleme, das Original von einem Lichtdruck zu unterscheiden.
Das „Geheimnis“ des Lichtdrucks ist das sehr feine, natürliche Runzelkorn, das bei der Druckformherstellung von der Gelatineschicht gebildet wird. Es verkörpert die technologische Substanz des Verfahrens und übertrifft mit seinem Auflösungsvermögen auch elektronische Feinraster. Mit keiner anderen Technik können bis heute so feine Linien und Verläufe in allen Tonwerten in einem Druckgang hergestellt werden. Die tiefsten Schatten bleiben durchzeichnet, die Halbtöne echt, die Lichter zart bis spitz. Auch die Farbechtheit des Lichtdrucks wird von keinem anderen Druckverfahren erreicht.
Die Ausübung eines solch komplexen Druckverfahrens ist in heutiger Zeit nicht mehr wirtschaftlich. Jedoch erlebt der Lichtdruck seit den frühen 1990er Jahren eine Renaissance als neue künstlerische Ausdrucksform. Die Lichtdruck-Originalgrafik bietet viel Raum für Experimente und wird zunehmend von Künstlern entdeckt.
Die Maschinen und Geräte der Lichtdruckwerkstatt im Museum entstammen der Sammlung SchumacherGebler. Dank einer Zustiftung Ende des Jahres 2013 konnte das komplette Ensemble in die Sammlung des Museums für Druckkunst überführt werden.